

Also ehrlich gesagt war ich nicht der Typ, der mit fünf im Wohnzimmer seiner Familie seine erste Show vorgespielt hat und gesagt hat: „Ich muss später zur Bühne!“ Ich habe zwar in der Theater-AG meiner Schule und auch nebenbei in einer freien Gruppe gespielt, hatte aber auch zig andere Interessen. Nach der Schule kam dann eins zum anderen, das sprengt jetzt den Rahmen, und plötzlich – ganz salopp gesagt – war ich auf einer Schauspielschule. Was dieser Beruf wirklich bedeutet – an Unsicherheit, an Herausforderungen, an Lebendigkeit, an Entwicklungsmöglichkeiten, an Freude und Frust – hab ich erst Jahre später kapiert. Also eigentlich bin ich immer noch dabei und inspiriert haben mich auf dem Weg viele – danke euch!
In einem Moment, in dem ich sehr an diesem Beruf und mir in ihm gezweifelt hatte, kam ich überraschend und kurzfristig dazu, für einen Kollegen das Shakespeare-Stück Richard III als Soloabend zu übernehmen. 21 Rollen, anderthalb Stunden fast alleine – nur von einem Musiker unterstützt – auf der Bühne, hochdramatisch und sehr komisch, sehr körperlich, unter freiem Himmel... Da gab’s keinen Platz mehr für Zweifel, sondern nur noch spielen, machen, springen, los! Diesem Abend verdanke ich viel.
Es gab in diesen mittlerweile 25 Jahren so viele besondere Momente, dass es mir schwer fällt einen rauszupicken. Aber ich hatte gerade vor kurzem einen, den ich gerne teile. Ziemlich am Anfang der Vorstellung gehe ich als Harry in ein Freeze und die Kollegen übernehmen. Dann lasse ich meinen Blick über’s Publikum schweifen und plötzlich dachte ich: Wir sind als Gesellschaft gerade bei so vielen Themen so gespalten. Aber hier sitzen bis zu 1.700 Zuschauer*innen, alle mit ihren eigenen, ganz unterschiedlichen Geschichten und folgen gemeinsam dieser einen Geschichte, sind von ihr berührt, amüsiert, gefesselt. Das ist eigentlich ein kleines oder eher schon ein großes Wunder. Und es ist sehr beglückend, ein Teil davon sein zu dürfen.
Als ich ein Blue Man in der Blue Man Group wurde, zog sich der Prozess von der ersten Casting-Runde bis zum „Wir nehmen dich!“ über neun Monate hin. Inklusive aller Runden in Berlin, zwei Monaten in New York, in denen ich die Show erlernte und auch schon spielte, und dann nochmal ein halbes Jahr weiterüben. Das Ding war, dass ich davor noch nie getrommelt hatte – ein wichtiger Teil der Show – und mir das von Null drauf schaffen musste. Wie habe ich’s gemeistert? Üben, üben, üben...mit Geduld.
Vor Kurzem hat ein Fan von Harry Potter und das verwunschene Kind mit mir ein Foto gemacht und danach auf Instagram gepostet, dass das der schönste Moment seines Lebens war. Das hat mich umgehauen.
Ich erweitere das mal um „vor der Kamera“. Dann würde ich in einer Serie von Adam Price mitspielen. Seine Serien berühren, begeistern, beeindrucken und inspirieren mich sehr – das ist für mich der „Schauspiel-Olymp“!