

Bereits im Kindergarten durfte ich in der Hauptrolle als Rägeli im Musical dZauberorgle Bühnenluft schnuppern. Ohne zu wissen, wohin es mich beruflich einmal verschlagen würde, hat es mich seither immer wieder auf die Bühne gezogen. Miss Saigon und Der Glöckner von Notre Dame waren zwei meiner ersten Musicals, die ich mir aus dem Publikum ansehen durfte und die mich sehr fasziniert haben. Auf gut Glück habe ich mich dann in Wien an einer Musicalschule beworben, wurde angenommen, habe abgeschlossen und der Rest ist Geschichte.
Das Musical Greatest Days wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben. Die Geschichte erzählt von wahrer Freundschaft, hat Tiefgang und Humor, ist lebensnah und relatable. Die junge Zoé gespielt haben zu dürfen ist für mich mit ganz vielen wunderbaren Erinnerungen verbunden. Aus dieser Produktion sind tatsächlich wahre Freundschaften entstanden und es war damals meine persönliche Schweizer Musicalpremiere in Luzern. Für diese Erfahrung bin ich sehr dankbar.
Eine der wohl emotionalsten Szenen war der Moment in Greatest Days, in welchem sich die Mädels zerstreiten. An manchen Tagen sind die Energien zwischen uns und dem Publikum so frei geflossen, dass man die Verbindungen untereinander besonders intensiv gespürt hat. In der Geschichte versöhnen sich die Mädels erst Jahre später als erwachsene Frauen wieder. Die gesamte Entwicklung der Geschichte und der Charaktere fand ich jedes Mal aufs Neue berührend.
Jede Produktion bringt andere Herausforderungen mit sich. Bisher habe ich schon so einige kostümtechnische Unglücke miterlebt. Beispielsweise fiel mir einmal während einer Tanznummer der Reifrock runter, in welchen ich mich dann komplett verheddert hatte. Mein Tanzpartner und ich haben uns mit Müh und Not durch die Nummer getanzt. Zum Glück passte das Chaos zur komödiantischen Szene und das Publikum hat sich schlapp gelacht. Herausfordernd finde ich es, Rollen zu spielen, die sehr gegensätzlich zu meinem privaten Charakter oder Typ sind. Es stellt sich jedoch meistens heraus, dass dies genau die interessanten Rollen für mich sind. Einmal musste ich ein Lied singen, welches üblicherweise von einer lebenserfahrenen, älteren Frau hätte interpretiert werden sollen. Oder einmal durfte ich eine Hardcore-Punk-Frau spielen. Je mehr ich mich mit den Rollen auseinandergesetzt habe, desto mehr hatte ich Spaß daran, sie spielen zu dürfen. Ich habe gelernt solche Rollen zu meinem eigenen zu machen, denn man lernt dadurch immer auch etwas Neues über sich selbst.
Ganz spannende Momente entstehen manchmal erst nach den Shows, wenn ich mich auf dem Nachhauseweg zufällig unter das Publikum mische. Man nimmt oft unbewusst irgendwelche Gesprächsfetzen von den Zuschauer*innen auf. Das Feedback ist dann oft sehr direkt und konkret, denn die Leute tauschen sich ja privat mit ihren Freunden und Familien aus. Obwohl ich die Leute natürlich nicht bewusst belausche, finde ich es jedoch immer wieder schön, die Begeisterung von Jung und Alt und das Nachwirken der Show in den Gesprächen rauszuhören.
Vor ein paar Jahren war es mein Traum, bei Harry Potter und das verwunschene Kind mitspielen zu dürfen. Dieser Traum ist bereits in Erfüllung gegangen und ich freue mich sehr noch eine Weile an diesem wunderbaren Theater bleiben zu dürfen. Die Menschen, das Publikum, die Kreativität und die extraordinäre Umsetzung dieser Geschichte werden immer einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen haben. Irgendwann ist es dann an der Zeit, sich neue Träume zu suchen. Ich bin gespannt was die Zukunft zu bieten hat.