die kunst der improvisation

Eine Meisterleistung

Fotocredit: Ingo Lammert

Stell dir vor, du stehst auf der Bühne. Monatelang hast du deinen Text geprobt, vielleicht auch schon einige Male vor Publikum zum Besten gegeben. Doch dann: Dein Schauspielkollege verhaspelt sich, er kommt durcheinander und sein Text passt plötzlich nicht mehr zu deinem. Wie reagierst du?

Solche Situationen passieren hin und wieder mal in der Welt des Schauspiels. Nicht immer gibt es einen Souffleur oder eine Souffleuse, die rechtzeitig einspringen können – und manchmal ist es auch einfach schon zu spät, weil dem oder der Bühnenkünstler*in bereits der falsche Dialog über die Lippen gegangen ist.

Das Wichtigste hierbei, um die Situation zu retten, nennt sich Improvisation. Damit schaffen die Darstellenden auf der Bühne es, dass das Publikum nicht mitbekommt, wenn der Text für einen Moment nicht sitzt.

was versteht man unter improvisation?

Improvisation ist die Fähigkeit, spontan und flexibel auf unvorhergesehene Situationen zu reagieren – sei es auf der Bühne, vor der Kamera oder im Alltag. Für Darstellende im Musical oder Theater ist sie ein essenzielles Handwerkszeug. Damit dies gelingt, sind einige Kompetenzen von unabdingbarer Wichtigkeit.

Reaktion statt Planung

Improvisation ist im Prinzip das Gegenteil eines festen Skripts. Sie basiert auf der Fähigkeit, aus dem Moment heraus authentisch zu handeln. Vor allem bei festgelegten Geschichten ist es wichtig, das „Ziel“ des Dialogs oder der Handlung nicht aus den Augen zu verlieren. Durch eine passende Reaktion wird der weitere Verlauf zielführend gelenkt.

Präsenz und Aufmerksamkeit

Die Darstellenden müssen bei jedem ihrer Auftritte immer voll im Hier und Jetzt sein, um Veränderungen wahrzunehmen und intuitiv zu reagieren. Haben sie nur ihre eigenen Aktionen im Kopf und hören ihrem Gegenüber nicht genau zu, bemerken sie im schlimmsten Falle nicht, wenn sie unvorbereitet handeln müssen.

techniken und trainings

Selbstverständlich gibt es – wie bei allem anderen auch – Naturtalente, die sich ohne großes Training niemals aus der Ruhe bringen lassen und die Kunst der Improvisation beherrschen. Doch natürlich trifft das auf die Wenigsten zu. Das Gute: Dieses Handwerk ist trainierbar. Schauspielschulen, Theatergruppen und spezielle Workshops bieten gezielte Übungen und Methodiken, um die Fähigkeit zur spontanen Reaktion zu stärken.

wichtige improvisations-techniken und ihre merkmale

„Yes, and …“-Prinzip

Das „Yes, and …“-Prinzip – zu deutsch „Ja, und …“ – stammt direkt aus dem Improvisationstheater. Hierbei wird jeder vorhergehende Impuls angenommen und weitergeführt. Alles, was das Gegenüber einem gibt, wird fortgeführt, ohne es zu blockieren. Dies fördert den Spielfluss und kreative Ideenketten, sodass gemeinsam eine Geschichte entwickelt wird, deren Verlauf zu Beginn nicht feststeht.

Klassischer Statuswechsel

Ein sogenannter „Klassischer Statuswechsel“ wird in der Regel von zwei Personen gespielt. Hier wird beispielsweise ein Beruf vorgegeben, bei dem der eine Part einen hohen Status hat, während der andere diesem untergeordnet ist. Dieses Machtverhältnis gilt es nun im Verlauf der Übung – aber dabei absolut nachvollziehbar – zu kippen.

Assoziationsketten

Beliebt in der Schauspielgrundausbildung und im Improvisationstheater sind zudem Assoziationsketten. Dabei wird ein zufällig gewähltes Wort in den Raum geworfen, auf das jemand anderes mit einem weiteren Begriff reagiert, das für sie oder ihn dazu passend erscheint. Auf diesen wird dann wiederum reagiert – und so weiter.

Diese Art von Spiel trainiert die spontane Ideenfindung und fördert eine schnelle Reaktionsfähigkeit.

hier kannst du improvisation lernen

Begeistert dich das schnelle Reagieren auf unvorhergesehene Planänderungen im Schauspiel und möchtest du das gern selbst ausprobieren? Es gibt verschiedene Orte, an denen du das tun kannst.

Viele Städte haben offene Improvisationstheatergruppen, die regelmäßige Trainings anbieten. Oder wäre eine professionelle Ausbildung sogar etwas für dich? Dann lohnt sich der Blick in die Schauspielschulen deiner Gegend. Oft werden dort vorab Hobby-Kurse mit fundiertem Improvisations-Training angeboten, sodass du dich daran ausprobieren kannst. Weiterhin besteht die Möglichkeit, dich auch online oder mit Büchern weiterzubilden. Es gibt verschiedene Techniken, die du dir so im Vorfeld über Videos, Onlineschulungen oder Fachliteratur aneignen kannst.

wenn spontanität auf realität trifft

Durch regelmäßiges Training können Darstellende passend reagieren, wenn etwas Unvorhergesehenes auf der Bühne geschieht. Mental sind sie stets darauf vorbereitet, sodass sie schnell und selbstsicher in solchen Situationen einspringen können. Als Schauspieler*in muss man sich daher voll und ganz auf seinen Gegenpart verlassen können und absolutes Vertrauen in seine Kolleg*innen haben.

Und du als zuschauende Person? – Du bekommst das in den allermeisten Fällen überhaupt nicht mit!

spannende shows von atg entertainment

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